Mathematik kann durchaus nicht nur Kopfzerbrechen auf der Suche nach Unbekannten bedeuten. Gerade die Darstellung von mathematischen Zusammenhängen und Ausdrücken kann mitunter auch eine Form der Kunst sein. Schließlich lassen sich die meisten mathematischen Funktionen auch in irgendeiner Form grafisch darstellen. Außerdem bieten Gegebenheiten wie Symmetrie, Proportionen oder auch Perspektiven eine Verbindung zwischen Kunst und Mathematik. Insofern werden aus berühmten Mathematikern und Künstlern auch künstlerische Mathematiker und mathematische Künstler. Einer der diesbezüglichen Inbegriffe ist der Goldene Schnitt von Euklid, eine Erkenntnis von rund 300 Jahren vor Christus.
Ausgezeichnete Perspektiven, exakte Symmetrie oder auch perfekte Proportionen sind Dinge, nach denen etliche Künstler strebten und immer noch streben. Letzeres gilt zum Beispiel für den deutschen Maler Albrecht Dürer, der zur Einsicht kam, dass nur die “Geometrie die gründliche Wahrheit zeigt”. Eine Form der mathematisch beeinflussten Kunst ist der Kubismus, bei dem die Form des Würfels eine entscheidende Rolle spielt. Der Kubismus hat seine Ursprünge in der Malerei der Avantgarde im frühen 20. Jahrhundert. Die Malerei im 20. Jahrhundert wurde zudem geprägt von weiteren Stilen und Strömungen, die sich auf verschiedene Arten und Weisen mit mathematischen Gesetzen, Formeln oder auch einfach nur Formen auseinandersetzten.
Der niederländische Grafiker Maurits Cornelis Escher brachte die Kunst und die Mathematik mit seinen “unmöglichen Figuren” in ein sehr spezielles Verhältnis. Diese Figuren sind in Tat und Wahrheit zweidimensionale grafische Darstellungen. Sie erwecken auf das menschliche Auge aber zunächst den Eindruck, dass sie dreidimensional sind. Die meisten dieser Figuren haben ihren Ursprung in der Mathematik. Sie sind mit entsprechenden Formeln zu begründen und machen sich einige mathematische Effekte zu Nutzen. Zu den bekanntesten dieser Figuren gehören die unmögliche Lattenkiste und die Darstellung der Penrose-Treppe im Bild “Treppauf Treppab”.
Ein bestimmtes Verhältnis von zwei Strecken wird in der Mathematik als “Goldener Schnitt” bezeichnet. Auf drei Stellen nach dem Komma lautet diese Zahl 1,618. Sie hat allerdings unendlich viele Stellen hinter dem Komma. Dieses Verhältnis war schon die Inspiration für zahlreiche Kunst- und Bauwerke. Der Parthenon-Tempel in Athen orientiert sich genauso am Goldenen Schnitt wie die Selbstporträts von Albrecht Dürer oder eine bekannte Fotografie des französischen Künstlers Henri Cartier-Bresson. Die Anwendungen dieser Proportionen gehen extrem weit zurück. So wurde auch schon die Cheops-Pyramide nach diesem idealen Verhältnis der Proportionen gebaut.